Der See der Weg nach aussen

Während Jahrhunderten war der See der Weg nach aussen und innen. Die ersten Siedler haben den See wohl im Einbaum befahren. So um 1200 sind Nauen-Gesellschaften nachgewiesen. Sie regelten den Güter- und Personenverkehr. Erst das 19. Jahrhundert brachte den grossen Umschwung. 1837 lief das erste Dampfschiff, die "Stadt Luzern", vom Stapel. Seine bevorzugte Strecke: Luzern-Flüelen mit neuer Fahrzeit von zweieinhalb gegenüber bisher neun Stunden.

Die Schiffskessel wurden mit Tannen- und Buchenholz beheizt. Für die Strecke von Luzern nach Flüelen und zurück brauchte man dreieinhalb Klafter, das sind 10,5 Kubikmeter. War guter Wind, wurde die 150-PS-Maschinenleistung durch eine Segelausrüstung unterstützt.

Ab 1841 wurde auch Beckenried mit der Schiffländi bei der "Sonne" bedient. Um 1870 herum bestand während einiger Jahre sogar eine zweite Anlegestelle beim Hotel Mond. Der Schiffsverkehr diente in den Anfängen vorwiegend dem Warentransport. Mit der Eröffnung der Axenstrasse 1865 ging dieser stark zurück und der Tourismus begann sich nun ausserordentlich stark zu entwickeln.

Dann kam die Zeit der grossen, stolzen Raddampfer. Dank der Vereinigung der Dampferfreunde, die auch etliche Mitglieder aus Beckenried in ihren Reihen zählt, sind fünf dieser prachtvollen Schiffe erhalten geblieben: Uri (Betriebsaufnahme 1901), Unterwalden (1902), Schiller (1906), Gallia (1913) und das Flaggschiff, die neue, dritte Stadt Luzern (1928).

In der nachfolgenden Schiffsgeneration sind die Motorschiffe entstanden. Waren die ersten grossen Schiffe wie etwa "Waldstätter" oder "Titlis" wenig ansprechend, so besticht am "Gotthard" die kraftvolle Galionsfigur "Föhn" von Kunstmaler Hans Erni.

Heute dient die Schifffahrt fast ausschliesslich dem Personenverkehr und da wiederum vorwiegend dem Ausflugstourismus. Vorbei ist die Zeit, als auch das liebe Vieh in den Genuss einer Schifffahrt kam. In Schleppkähnen, an die Dampfer angehängt, kamen die Kühe aus dem Luzernerland noch vor rund 50 Jahren zur Alpung auf der Spisalp angereist und traten im Herbst auf dem gleichen Weg die Rückfahrt an.

Wenn in Beckenried von der Schifffahrt die Rede ist, gehören die Autofähre, die Nauen und die Motorlastschiffe dazu. Die Fähre "Tellsprung" nahm ihren Betrieb am 8. Juni 1930 auf. Dreissig Jahre später, 1960, wurde die Anlegestation in Beckenried vom Boden zum Hotel Sternen verlegt, 1962 jene in Gersau vom Dorf ins Förstli. 1964 wurde die Fähre vergrössert, die Ladekapazität von bisher 20 auf neu bis zu 50 Autos erhöht. Mit dem Bau des Seelisbergtunnels ist die Fähre zwar oft nicht mehr die kürzeste Verbindung, erfreut sich aber zunehmender Beliebtheit als Ausflugs- und Ausweichroute.

Nauenbetriebe haben in Beckenried Tradition. Die ehemalige Kalk- und Steinfabrik und ihre Vorgängerfirmen waren für den Transport ihrer Güter auf Nauen angewiesen. Für die Verwertung des Ausbruchmaterials des Seelisbergtunnels in den 70-er-Jahren kamen die neuen, grossen Motorlastschiffe "Fritz" und "Stans" zum Einsatz. Auch Rammschiffe und Beiboote haben in Beckenried ihren Heimathafen. Aus unserem Dorf verabschiedet und doch in fester Erinnerung: die Nauen "Schwalmis" und "Rütenen". Neben ihrem Einsatz für Materialtransporte dienten sie auch als Ausflugs- und Wallfahrtsnauen.

Bericht aus dem Mosaik Nr. 36

alte Autofähre