St.-Annakapelle

Beckenried hat 1685 auch der Patronin der Schifffahrer eine Kapelle gebaut, die St.-Anna-Kapelle.
Über die Anfänge der an der Rütenenstrasse gelegenen St. Annakapelle wissen wir nur wenig genaues. Ein Heiligtum, das der Mutter Mariens geweiht ist, muss schon am Anfang des 17. Jahrhunderts dort gestanden haben. Ein Brief des päpstlichen Nuntius Federico Borromeo vom 11. Juni 1665 deutet dies an. Borromeo gestattet in seinem Schreiben das Messelesen in der Annakapelle, wobei er ausdrücklich erwähnt, dass nach Auskünften des damaligen Pfarrers von Stans (Viktor Käslin) schon vor 50 Jahren hier auf einem Tragaltar die Messe gefeiert worden sei.

Nach den Aussagen von Kirchmeier Wolfgang Schriber von Beckenried - er schrieb sie am Dreikönigstag 1736 zu Papier - hatte es mit dem Bau folgende Bewandtnis: Ein ehemaliger Besitzer der unteren Mühle in Beckenried habe das Gotteshaus um 1600 erbaut und zwar als Dank für die Errettung aus grosser Todesgefahr. Der Müller war nämlich bei seiner Heimfahrt von Luzern auf dem See in ein schweres Unwetter geraten. Da hat er der hl. Grossmutter Anna eine Kapelle versprochen, wenn er heil und gesund davon komme. Dieser Anlass zum Bau ist im Deckenbild dargestellt. Man sieht, wie ein Segelschiff von schäumenden Wellen bedroht wird und die Besatzung Hilfe suchend die Arme ausstreckt, gleichsam als erflehe sie Rettung.

Die heutige Form mit Vorzeichen hat die Kapelle wohl erst im Jahre 1753 erhalten. Anlass zur Vergrösserung soll eine Feuersbrunst in der Mühle gewesen sein. Auch dieser Gedanke ist im Deckengemälde festgehalten.

Nach der Vergrösserung nahm der Weihbischof von Konstanz am 13. September 1753 die Kapellenweihe vor. Die Kilbi wurde noch im 20. Jahrhundert gehalten.

Die Kapelle blieb bis 1855 in Privatbesitz. Dann wurde sie der Pfarrgemeinde abgetreten. Im Jahre 1925 wurde sie einer Renovation unterzogen, wofür ein Jahr später im Sommer ein gross angelegter Bazar stattfand.

Der kleine Bau mit polygonalem Chorabschluss hat vier stichbogige Fenster. Ein Tonnengewölbe bildet die Decke, die das erwähnte Deckenbild ziert. Chörlein und Betraum werden durch ein einfaches geschmiedetes Gitter, das in seinen Formen jenem im Ridli entfernt ähnelt, voneinander getrennt. Der Altar, im Hauptbild die hl. Anna mit Maria, stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, wobei Teile eines älteren Altars Verwendung fanden. Der weitausladende Dachvorsprung bildet ein geräumiges Vorzeichen.

Im 18. und 19. Jahrhundert unternahmen die Beckenrieder jeweils am Annentag einen Kreuzgang zu dieser Kapelle. Noch heute ist eine Liegenschaft in Beckenried mit einem Servitut belastet, das den Besitzer oder einen Angehörigen seiner Familie verpflichtet, allwöchentlich mindestens einmal in der Kapelle einen Rosenkranz zu beten.
St. Annakapelle