Vom Saumpfad zur Autobahn

Über Jahrhunderte waren Seeweg und Saumpfade die Wege in die weite Welt. Weite Welt, mit den wichtigsten Zielen Stadt Luzern gegen Norden, Lombardei mit dem Wirtschaftszentrum Mailand gegen Süden. In beiden Richtungen diente die Reise vorwiegend dem Handel, im Speziellen dem Export von Vieh und Käse und dem Import von Getreide, Lebensmittel, Wein und dergleichen.

Natürlich gab es auch Ausnahmen. Da sind in erster Linie die Solddienste zu erwähnen, in welchen unter den gefürchteten Eidgenossen bestimmt auch Beckenrieder auf Schlachtfeldern in halb Europa anzutreffen waren. Friedlicher waren jene gestimmt, die im Ausland studierten, so etwa zur Priesterausbildung nach Feldkirch oder Mailand reisten, oder jene, die als Pilger nach Rom und anderen Wallfahrtsorten unterwegs waren.

Noch anno 1850, dem Geburtsjahr der politischen Gemeinde, stand trotz den erwähnten Importen die Selbstverwirklichung im Vordergrund. Die Einfuhr von Gütern war zu beschwerlich und kostspielig, als dass man sie sich in grösserem Masse leisten konnte. Die Situation änderte sich mit dem Bau von Strassen und Eisenbahnen.

Behutsam öffnete sich das Tor Nidwaldens und damit auch von Beckenried. In den Jahren 1836/1837 wurde der bisherige Saum- und Karrenweg Buochs-Linden-Ridli-Beckenried zur Strasse ausgebaut. Rund zwanzig Jahre später kam der grosse Durchbruch. Durch den Bau der Brünigstrasse wurde der Lopper bezwungen und Nidwalden schaffte mit der Erstellung der 1860 feierlich eingeweihten Seebrücke in Stansstad die Öffnung Nidwaldens für den Strassenverkehr. Für Beckenried hatte dies allerdings zur Folge, dass der mit dem Export/Import verbundene Fuhrverkehr Brünig-Beckenried-See-Brunnen-Flüelen-Gotthard-Italien und umgekehrt massiv zurückging. Ab 1866 wurde für 16'000 Franken die Strasse von Buochs nach Beckenried dem See entlang gebaut, ab 1877 folgte deren Weiterführung nach Emmetten.

Mit dem Landsgemeindebeschluss von 1954 wurde der Grundstein für den Bau der Autobahn gelegt. Die Eröffnung des Teilstückes Stans-Hobiel brachte 1970 den direkten Anschluss Beckenrieds an das internationale Strassennetz in Richtung Norden. Sechs Jahre später wurde die Strecke Hobiel-Höfe dem Verkehr übergeben. Nach weiteren vier Jahren erfolgte am denkwürdigen 12.12.1980 mit der Inbetriebnahme des Lehnenviaduktes und des Seelisbergtunnels die Öffnung Nidwaldens in Richtung Süden.

Bericht aus dem Mosaik Nr. 36

Bau der Autobahn