
Alemannen urbarisieren unsere Region
Um 1200 scheint der heutige Stand des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens weitgehend erreicht worden zu sein. Der einstige Rodungsvorgang vom Tal in die Höhen hat Spuren hinterlassen, die heute noch sichtbar sind, etwa in der Tatsache, dass fast zu jedem "Bodenheimet" ein "Berg" (eine Art Maiensäss) gehört. Diese Bewirtschaftung ermöglichte es den Beckenrieder Bauern schon im Mittelalter, mehr Vieh zu halten, als eine Talliegenschaft zusammen mit der Alpweide ertragen hätte.
Doch nach 1200 kam man mit der Entwaldung an einen Punkt, den man ohne Gefahr für Leib und Leben nicht übertreten durfte. Weitere Urbarisierungen bargen nämlich die Gefahr von Erdrutschen, Steinschlag oder Lawinenniedergängen. Der Rodungsstopp führte in der Folge zu einer Bodenverknappung, was bedingt durch das weitere Anwachsen der Bevölkerung schwere Probleme mit sich brachte. Diese versuchte man auf zwei Arten in den Griff zu bekommen. Individuell, indem Einzelne den eigenen Bodennutzen auf Kosten der Nachbarn vergrösserten. Grenzstreitigkeiten vor Gericht waren die Folge. Sie beschäftigten die Leute offensichtlich so stark, dass sie auch zum Gegenstand von Erzählungen wurden, die sich von den Eltern auf die Kinder überliefert haben und die wir heute noch als Sagen kennen, zum Beispiel jene von der Spysalp.
Text aus dem Mosaik Nr. 35 von Hansjakob Achermann